Reiseberichte und Bilder
Friedensfest und Mt Fuji
2025
31.07. - 22.08.
23 Tage
Hier präsentieren wir nahezu täglich neue Fotos und Reiseberichte unserer Reise.
Tag 3:
Sa 02.08.
Tokio
Tag 4:
So 03.08.
Tokio
Tag 5:
Mo 04.08.
Hiroshima
Tag 6:
Di 05.08.
Hiroshima
Miyajima, eine der drei schönsten Landschaften Japans, erreichten wir mit der Fähre. Nachdem wir uns (gefühlt) durch die ganzen Rehe gekämpft hatten, begrüsste uns der Itsukushima-Schrein majestätisch schwebend im Wasser. Wir liefen gemütlich durch die Tempelanlage und dann weiter zum Daishoin Tempel. Da gab es viele beeindruckende kleinere Tempel zu entdecken. Jeder Bereich hatte seine eigene Besonderheiten. Ein highlight – wenn man überhaupt etwas herausheben will – war ein unterirdischer dunkler Tunnel durch den man sich durchtasten musste und bei dem immer wieder Buddha Bilder wie im Dämmerlicht an den Wänden leicht erleuchtet auftauchten. Nach einer Mittagspause am Tempel, ging es in einer kleineren Gruppe hinauf auf den heiligen Berg Misen. Es war eine Probe für mich und meine 8 jährige Tochter, weil wir vorhaben, den Fuji zu besteigen am Ende der Reise. Sophia lief uns wie eine Gämse vorweg und alle genossen die schönen, atemberaubenden Aussichten. Als Belohnung tranken wir oben heiliges Wasser, das durch ein ewig brennendes Feuer erhitzt wurde. Zur Erfrischung kauften wir mit Sven ein kakigori und fuhren erschöpft mit der Strassenbahn zurück. Auch der sechste Tag in Japan war wunderschön!
Saskia De Piere und Sophia Koyama aus Brüssel
Tag 7:
Mi 06.08.
Hiroshima
Heute hieß es früh aufstehen. Um 7:00 Uhr war Treffen angesagt, um pünktlich die Straßenbahn zu erreichen, die uns zu unserem heutigen Ziel bringen sollte. Da hieß es, spätestens um 6:58 Uhr vor dem Hotel stehen. Ab 6:59 Uhr würde Andreas nervös werden. In der S-Bahn wurden wir erneut Zeuge der typischen Platz-Ökonomie im japanischen Nahverkehr. Umfallen war nicht möglich.
Dann kamen wir an unserem heutigen Ziel an: der Friedensplatz am Atombombendom von Hiroshima.
Wir nehmen an der Zeremonie zum Gedenken an die Opfer des ersten Atombombenabwurfs heute vor 80 Jahren teil. Wir sahen Fahnen aus aller Welt, Friedens-Plakate und gefühlt sämtliche Polizisten Japans. Wir suchten uns einen guten, möglichst schattigen Platz und verfolgten die ergreifende Zeremonie.
Um Punkt 8:15 Uhr, also dem Moment, in dem vor 80 Jahren die Atombombe abgeworfen wurde, ertönte die von zwei Kindern angeschlagene Friedensglocke. Tausende Menschen neigten ihre Köpfe und verharrten 1 Minute in völliger Stille. Ein unvergesslicher und bewegender Moment.
Nachmittags besuchte dann ein Teil der Gruppe das Hiroshima Castle. Wir wollten nach der vielen Lauferei diesmal per Bus zur Burg fahren. Die Buslinie war herausgesucht und wir warteten an der Haltestelle. Ein freundlicher älterer Japaner machte uns darauf aufmerksam, dass der Bus nicht mehr fahren würde. Also doch zu Fuß. An der Burg kam pünktlich mit uns der „nicht fahrende“ Bus an. Der ältere Japaner wollte bestimmt nur etwas für unsere Fitness tun.
Abends nahmen wir am Laternenfest zum Gedenken der Opfer des Atombombenabwurfes Teil. Tausende handgemachte, mit einer Friedensbotschaft versehene bunte Papierlaternen wurden dabei angezündet zu Wasser gelassen. Auch einige Teilnehmer aus unserer Gruppe erwarben solche Laternen, bauten sie zusammen, schrieben Friedensnachrichten auf diese Laternen und ließen sie angezündet zu Wasser. Der Anlass dieses Festes ist sehr traurig, der Anblick der erleuchteten im Abendlicht über den Fluss gleitenden bunten Papierlaternen ist aber sehr bewegend.
Ein ergreifender und ereignisreicher Tag ging mit dem Besuch eines Okonomiyaki-Lokales (hierbei handelt es sich um eine Essens-Spezialität aus Hiroshima) sehr schön zu Ende.
Sven
Tag 8:
Do 07.08.
Hiroshima
Tag 9:
Fr 08.08.
Fukuyama
Tag 10:
Sa 09.08.
Fukuyama
Heute hatten wir: Schöne Aussichten und betrunkene Eremiten, berühmte Samurais und reiche Kaufmannsleute in ihren prächtigen Residenzen, nicht zu vergessen Ponyo und anhängliche Quallen. Ausserdem Seefahrten auf rauchenden Schiffen und Waldwandern in atemberaubender Schwüle, sowie zahlreiche Exkursionen in Socken und in leergeräumte Geschäfte.
Vom Bahnhof Fukuyama ist es mit dem Bus nach Tomonoura, Richtung Süden der Küste entlang, nur ein Katzensprung von knapp 3/4 Stunden. Übrigens: Katzen haben wir heute, im Gegensatz zum morgigen Ausflug nach Onomichi, kaum angetroffen, dafür andere kleine Raubtiere - aber davon später.
Tomo-no-ura (Bucht von Tomo) ist heute ein putziges kleines Fischerdorf, aber früher, während Jahrhunderten, war es eine der wichtigsten, reichsten Häfenstädte an der Seto-Inlandsee. Ausserdem ist Tomonoura, wie uns Michelle sachkundig in Erinnerung rief, bekannt durch den Ghibli Anime-Film “Ponyo auf der Klippe”, der von der unverbrüchlichen Freundschaft zwischen einem Fischmädchen (Ponyo) und dem Menschenjungen Sosuke erzählt.
Vorbei an Fischerbooten im Hafen, hat uns bei der anschließenden Besichtigung des alten Dorfkerns (Photo 3) zuallererst ein Verkaufsgeschäft für Hochprozentiges in den Bann gezogen: Hōmeishu, ein Kräuterlikör aus Reisschnaps mit 16 verschiedenen Kräutern (Ginseng, Fenchel, Zimt u.a.) wurde uns von der Verkäuferin und Andreas als “kusuri” (Medizin) gegen alles und für alles angepriesen. Wir haben recherchiert: gegen Müdigkeit und für die Blutzirkulation, und vieles mehr, wärmend im Winter und kühlend im Sommer (!!). Nach dieser letzteren Information und einer freundlich angebotenen Degustation war’s um uns geschehen - wir haben flaschenweise gekauft.
Anschliessend an einen Abstecher zum kleinen steinernen Leuchtturm am Ende des Hafenbeckens (Photo 1) haben wir uns zur Ōta-Residenz begeben, einem Wohn- und Produktionsgebäude des damals einzigen Hōmeishu-Herstellers. Hōmeishu wird nur in Tomonoura hergestellt; heute sind es vier Unternehmen, die dieses Geschäft betreiben.
Die Ōta-Residenz (Photo 2) präsentiert sich, wie man sich ein typisches altes japanisches Haus vorstellt: Wohnräume mit Tatami-Matten, Schiebetűren und begrünte Innenhöfe. In den Produktionsräumen konnten wir allerlei Gerätschaften für die Hōmeishu- Produktion besichtigen. Es war dies auch das erste Mal heute, dass wir uns der Schuhe entledigen mussten und in Socken durch die Räume tapsten.
Anschliessend spazierten wir weiter durchs Dorf zum nahegelegenen Fukuzenji, einem kleinen buddhististen Tempel. Routiniert haben wir ein weiteres Mal die Schuhe ausgezogen. Die Empfangshalle (Taichoro) des Tempels, stilecht ganz in Tatami-Matten, bietet einen wunderbaren Panoramablick auf den Seto-Inlandsee und die Tomonoura vorgelagerten Inseln. Dieser Ausblick wird seit alters gerühmt als einer der schönsten in Japan, oder zumindest der Seto-Inlandsee-Region.
Beim Verlassen des Tempels ist uns ein Herr in Samurai-Bekleidung begegnet. Er stelle, so seine Aussage, den berühmten Samurai Sakamoto Ryōma dar, den “letzten Samurai” und einen der Wegbereiter des modernen Japans, der in ganz Japan als Nationalheld verehrt wird, nicht zuletzt in Tomonoura, da er hier 1867 nach einem Schiffbruch mehrere Tage verbracht hat. Wir haben den Herrn / Samurai um ein Gruppenphoto gebeten, was uns, obwohl im Vergleich eindeutig under-dressed, freundlich gewährt wurde.
Unsere nächste Station war die Anlegestelle das rauchenden Dieselschiffs “Heisei Iroha Maru”, das uns zur Insel Sensuijima bringen sollte. Die Heisei Iroha Maru (Photo 4) ist ein Nachbau des Schiffs, mit dem der besagte Sakamoto Ryōma Schiffbruch erlitten hat. Nach einer kurzen Überfahrt, vorbei an der kleinen Insel Bentenjima mit dem Tempel sind wir in Sensuijima gelandet. Dem Namen nach (Sen-sui) soll diese Insel so schön sein, dass ob ihrer Schönheit sogar ein Eremit (be)trunken werde. (Möglicherweise hat der Eremit auch gerne lokale Medizin getrunken.)
Nach einem Spaziergang entlang der Küste im Süden (der Rest der Insel ist stark bewaldet), vorbei und durch ein Felsentor, vorbei auch am ersten Badestrand, haben wir uns am zweiten Strand niedergelassen. Wir waren (wohl da es werktags war) fast alleine am Strand; die Einrichtungen sind einfach gehalten - zum Umziehen steht ein Toilettenhäuschen zur Verfügung. Alle haben ihr in Fukuyama gekauftes Picknick ausgepackt oder sind nach dem Kleiderwechsel im Toilettenhäuschen ins Wasser getaucht (Photo 5).
Wie bald festgestellt, waren wir nicht alleine im Wasser: weisslich-durchsichtige Gebilde erwiesen sich, im Gegensatz zu manchen menschlichen Japanern, als äusserst kontaktfreudig und anhänglich. Auch wenn Quallen eigentlich sehr sanftmütige, zarte und zauberhafte Wesen sind, haben uns die wiederholten Annäherungsversuche doch etwas aufgeschreckt.
Derart erfrischt sind wir weitergezogen. Ein Teil der Reisegruppe hat sich auf den Rückweg Richtung Schiffsstation, Tomonoura und Fukuyama gemacht; die Unermüdlichen und Fujisan-Aspiranten hatten den Berggipfel (Ōmisen, 160 M.ü.M.) als Ziel vor Augen. Der Weg führte durch dichten Wald und zeitweise Bambusbäume. Im Wald war es derart schwül, dass das Atmen manchmal schwer fiel. Trotzdem schafften wir es zum Gipfel.
Nach dem Abstieg zur Schiffsstation und der Rückfahrt mit der Heisei Iroha Maru aufs Festland nach Tomonoura entschlossen wir uns zu einem Besuch im kleinen Pop up-Cafe beim Leuchtturm. Zum dritten Mal zogen wir die Schuhe aus und konnten Platz nehmen an der Fensterbank mit direktem Blick auf Leuchtturm und Seto-Inlandsee. Der Inhaber war so freundlich (wie denn auch sonst in Japan), der Kaffee vorzüglich, der Cheesecake sowieso. Nur ungern haben wir dieses friedliche Plätzchen verlassen.
Beim Warten bei der Busstation machten wir einen kurzen, aber kostspieligen Abstecher ins gegenüberliegende Geschäft, das lokale Spezialitäten, Bonbons (sehr fein!), Hōmeishu u.a. verkauft. Zugeschlagen haben wir aber vor allem bei den Handtüchern mit typisch japanischen Motiven. Wie viele wir davon erworben haben, können wir nicht überblicken (mindestens ein Dutzend wird es wohl gewesen sein), als Mengenrabatt haben wir von der Kassiererin jedenfalls ein paar Bonbons geschenkt bekommen (die so gut waren, dass wir gleich nochmals einkaufen gingen). Wie wir anschliessend durchs Schaufenster sehen konnten, musste das Verkaufspersonal nach hinten ins Lager, um die gelichteten Bestände im Verkauflokal wieder aufzustocken. Es hat uns sehr gefreut, die lokale Wirtschaft unterstützen zu können.
Nach kurzem Warten, glückselig ob der käuflich erworbenen Schätze und der Erlebnisse des Tages (Photo 6), verliessen wir mit dem Bus die zauberhafte Welt von Ponyo, Hōmeishu und des letzten Samurais. Lebt wohl - es war so schön bei Euch!
Brigitte
Tag 11:
So 10.08.
Fukuyama
Tag 12:
Mo 11.08.
Takamatsu
Heute morgen ging der Blick zu allererst zum Fenster - wie stark regnet es? Durch die starken Regenfälle der letzten Tage wurde nämlich eine Shinkansen Linie und auch manche Regionalbahn ausgesetzt. Werden wir nach Takamatsu weiterreisen können?
Der Regen in Fukuyama war zwar immer noch unangenehm, um mit Sack und Pack zum Bahnhof zu laufen, aber unsere Bahnlinien waren zum Glück nicht weiter betroffen!
Also zum letzten Mal den außerordentlich guten und dicken Toast mit Margarine und Erdbeermarmelade vom Hotelfrühstück genießen, im Zimmer noch die letzten Kleinigkeiten einpacken und dann ab zum Bahnhof.
Wir kamen gerade am Bahnsteig an als die Bahn einige Minuten vor der geplanten Abfahrt einfuhr - Glück für uns, denn so konnte jeder, der mochte, die einstündige Fahrt bis Okayama sitzend verbringen. Zum Ende der Fahrt standen die Leute im Türenbereich schon ziemlich dicht. Bald ist O-Bon und fast jeder fährt in seine Heimat, was immer volle Bahnhöfe und Züge bedeutet.
In Okayama war dann Umsteigen angesagt - es bleiben noch 20 Minuten bis zur Weiterfahrt. Die Schlange an der Damentoilette lässt aber diese eigentlich großzügig bemessene Zeit doch etwas knapp erscheinen. Also nicht lange fackeln und die japanische Hocktoilett nutzen (zum ersten Mal auf dieser Reise, gibt es nicht mehr häufig). Auch hier hatten wir wieder "Ansteh-Glück". Wir waren fast die ersten in den Anstell-Reihen auf dem vollen Bahnsteig und so konnten auch hier wieder (fast) alle sitzen. Über die beeindruckende Seto-Ohashi-Brücke (Länge 9,4 km) ratterten wir gen Takamatsu.
Bei unserer Ankunft nieselte es noch ein wenig, aber insgesamt wirkte es schon weniger nass als in Fukuyama. Noch schnell ein Gruppenfoto vor der "Smile station" und dann weiter per Pedes am Burggarten vorbei zum Hotel. Nach dem Check-In Prozedere können wir noch nicht aufs Zimmer, weil zu früh. Aber uns knurren sowieso die Mägen, also ab in die überdachte Einkaufsstraße (da kann einem der Regen dann auch egal sein) und die lokale Spezialität Udon Nudeln essen. Die Region um Takamatsu ist berühmt für diese dicken Weizennudeln. Hier sind sie oft frisch gemacht und das schmeckt man auch. Endlich leckere Udon Nudeln - das Herz hüpft und der Bauch brummt zufrieden. Tooootaaaal lecker, ist das Fazit meiner Tochter ;-) Und nicht zu vergleichen mit dem, was man in deutschen Supermärkten so als Udon Nudeln verkauft bekommt.
Weil noch ein wenig Zeit ist, bis wir auf unsere Zimmer können, bummeln wir ein wenig durch einen 100 Yen Shop - da findet man einfach immer etwas. In unserem Fall ein neues Besteck-Set für unterwegs (das alte hat nach 2 1/2 Reisen dann doch den Geist aufgegeben) und ein paar andere Kleinigkeiten. Noch einen Joghurt in der Lobby verspeist und die Zimmer sind fertig :-)
Da sind wir dann zum Klang des japanischen TVs weggedöst und schon war es Abend. Das Abendessen fiel dann eher schlicht aus, aber das Kind war zufrieden - was ja bekanntlich die Hauptsache ist - und die Eltern auch.
Bettina Koyama
Tag 13:
Di 12.08.
Takamatsu
Bericht zum 12.08.2025:
Wir nahmen in der Frühe den Regionalzug von Takamatsu zum Pilgerort Kotohira. Farbenfroh mit Blumen oder Comicfiguren angemalte Waggons nahmen uns auf. Die Innenausstattung war insofern neu, da
anstatt einer Klimaanlage kleine Deckenventilatoren im Gange waren, die uns die nötige Abkühlung verschafften.
In Kotohira eingetroffen, ging es langsam hinauf zum Kotohiragu-Schrein. Auf diesem alten Pilgerweg bewältigt man bis zum Hauptschrein 785 Stufen. Der Weg ist gesäumt von vielen kleinen Restaurants und Souvenirläden, die manchen konditionsbedingten Stopp rechtfertigten. Die Treppen schlängelten sich mal mehr oder weniger steil den Berg hinauf. Die finale Treppe erschien uns dabei fast senkrecht. Am Ziel angelangt, besichtigten wir den alten, sehr antiken Schrein und kauften einen besonderen Glücksbringer, der auf wundersame Weise unseren Geldbeutel vermehren sollte. Ein gelbes Säckchen mit einer kleinen Hundefigur als Inhalt.
Ansonsten versuchten wir unsere schweissnassen Klamotten irgendwie zu trocknen und uns etwas zu erholen. Es ist auf jeden Fall ratsam, Wechselklamotten mitzunehmen. Die ganz Harten gingen zu einem weiteren Schrein hinauf. Ein Weg, der weitere ca. 700 Stufen umfasste. Der Rückweg gelang uns dann schneller. Die Treppen liefen wir schnell hinunter, machten noch an einigen Souvenirshops Halt und genossen zum Mittagessen ein leckeres Ramen.
Auf dem Rückweg musste der Regionalzug eine Vollbremsung hinlegen, was noch einmal für Aufregung sorgte. Eine abgerissene Schranke lag auf den Gleisen. Zwei Zugbegleiter mit weißen Handschuhen stiegen aus und entfernten das Hindernis. Mit etwas Verspätung trafen wir wieder in Takamatsu ein und gingen zum Ritsurin Park, dessen Besichtigung einige Gruppenmitglieder noch im Schnelldurchgang genossen und andere lieber auf den nächsten Tag verschoben, da wir uns noch auf das abendliche Ereignis - die Eröffnung des Onone Festivals mit einem traditionellen Tanz - vorbereiten mussten. Die Pause war nur sehr kurz. Einige Gruppenmitglieder schmückten sich mit extra hierfür erworbenen Kimonos und schon ging es auf zum Stadtpark.
Der Eröffnungstanz begann: man stand in einem großen Kreis und tanzte. Zwei unserer hübsch herausgemachten Gruppenmitglieder, Marta und Andrea, erregten dabei besondere Aufmerksamkeit bei den Fotografen, Medien und japanischen Besuchern und sind bestimmt auf vielen Fotos zu finden. Alle haben sich gefreut, dass ausländische Besucher am Tanz teilnahmen. Nach Beendigung des Tanzes besorgten wir uns an den vielen Fressbuden noch etwas zu Essen und trudelten in kleinen Gruppen zurück zum Hotel, da das Fest immer voller wurde und Jahrmarktatmosphäre mit vielen Teenagern aufkam. Wieder ging ein interessanter und schöner Tag mit vielen neuen Eindrücken sowie mit einem kleinen Abendessen aus dem Supermarkt und einem Bier im Hotel zuende.
Tag 14:
Mi 13.08.
Takamatsu
Bericht zum 13.08.2025:
Wir hatten wieder einen frei gestaltbaren Tag und einige Gruppenmitglieder beschlossen, den Ritsurin Park in Takamatsu genau und mit viel Ruhe zu erkunden. Der Ritsurin Park ist ein ab der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts angelegter, traditionell japanischer Garten. Er gilt als einer der schönsten Gärten Japans und liegt vor der Kulisse des Shiun Berges. Der Garten umfasst
6 miteinander verbundene Gewässer und Teiche sowie 13 landschaftlich gestaltete Hügel, die verschiedene Sichtachsen auf den Garten bieten. Der Garten ist so angelegt, dass sich die Landschaft für
den Besucher mit jedem Schritt verändert. Saisonale Blumen und Pflanzen runden den Eindruck ab. Wir konnten Lotusblumen, wunderschön beschnittene Kiefern und diverse andere Gewächse bestaunen.
Darüberhinaus warteten wohlgenährte Kois und Schildkröten in fast jedem Teich auf die Besucher. Besonders gefreut haben wir uns auf den Besuch des Kikugetsu-tei Teehauses in der Mitte des
Gartens. Nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen hatten, wurden wir zu einer Tartamimatte oder einem kleinen Hocker geleitet und bekamen Matchatee und eine traditionelle Süßigkeit in einer Schale
von einer japanischen Dame im Kimono mit einer Verbeugung serviert. Danach haben wir noch die Ruhe des Teehauses und den Ausblick auf den angrenzenden Teich genossen, auf dem sich auch noch
ein Reiher sehr fotogen in der wunderschönen Umgebung präsentierte. Insgesamt ein sehr lohnender und empfehlenswerter Ausflug.
Am Abend stand dann das große Feuerwerk im Rahmen des Onone Festivals im Hafen von Takamatsu an. Das Onone Festival ist ein Festival im August, das die lokale Kultur und Tradition feiert. Es ist
eine Gelegenheit für die Bewohner von Takamatsu zusammen zu kommen und die Gemeinschaft zu stärken. Weiterhin ist es eine Attraktion für Besucher aus dem In- und Ausland. Das haben wir im Hafen
schnell bemerkt: Massen von Besuchern drängten Richtung Meer. Ein Kreuzfahrtschiff lag am Anleger. Manche Besucher harrten schon seit dem Morgen im Hafen aus, um eine gute Sicht auf das Feuerwerk
zu bekommen. Kleine, beleuchtete Schiffe schaukelten auf dem Meer. Als wir uns durch die Besuchermassen kämpften, befiel uns die Angst, dass wir keine Chance hätten. Es fehlte uns an Erfahrung
mit japanischen Massenveranstaltungen. Aber alles ging gut. Wir bekamen einen Platz auf dem Rasen kurz vor dem Kreuzfahrtdampfer. Die Stimmung um uns herum war bestens. Japanische Familien und
Pärchen warteten sehr ruhig und diszipliniert auf den Beginn des Feuerwerkes. Auch unsere Gemeinschaft funktionierte hervorragend. Julia hatte eine Sitzplane besorgt. Die Männer besorgten gerade
noch rechtzeitig vor Beginn des Feuerwerkes Getränke. Der Rest sorgte für kurzweilige Gespräche. Das Feuerwerk begann. Es war wunderschön, mit liebevoll gestalteten Motiven und einer Abfolge der
Feuerwerkskörper, die fast künstlerisch wirkte und mit manchem Ahhhh und Ohhhh bedacht wurde. Ca. 6.000 Feuerwerkskörper in einer halben Stunde wurden abgefeuert. Danach brachen alle Besucher
sofort auf und auch hier war wieder die Disziplin der Japaner zu bewundern. Die Besucherströme wurden gekonnt von Sicherheitskräften mit rot leuchtenden Starwarsstäben in verschiedene Richtungen
deligiert. Ein wirklich eindrucksvoller und wunderschöner Abend mit einer tollen Gruppe.
Anne
Tag 15:
Do 14.08.
Takamatsu
Heute hieß es: Treff am Hafen! Es ging mit der Fähre zur Insel Megijima, die auch Teufelsinsel genannt wird. Der Erzählung nach hat der Junge Momotaro, der aus einem Pfirsich geboren wurde, auf
dieser Insel die sogenannten Oni, d.h mytholigische Dämonen oder Teufel besiegt. Die Geschichte von Momotaro ist ein bekanntes japanisches Volksmärchen, welches Mut, Stärke und Gerechtigkeit
thematisiert. Es wird in der sog. Teufelshöhle über verschiedene Höhlenabschnitte auf Schautafeln und Abbildungen dargestellt und den Besuchern zugänglich gemacht.
Wir fuhren also mit der Fähre zur Insel und deponierten unser Badezeug zunächst am Strand, da die Gruppe zur Höhle hinauf wanderte, die sich auf einem Berg befand. Der letzte Teil des Wanderweges
war dabei sehr steil und stufig. In der Hitze war es sehr anstrengend, diese recht unebenen Stufen zu erklimmen. Wir wanderten nach einer kleinen Verschnaufpause durch die kühle, aber auch sehr
feuchte Höhle. Die Höhle selbst war, abgesehen von der durch sie erzählten Geschichte, wenig spektakulär. Auf der Rückseite der Höhle liefen wir jedoch noch zu einer Aussichtsplattform hinauf,
die uns mit einem schönen Blick auf die Insel belohnte. Der Rückweg gestaltete sich durch die unebenen Stufen wiederum recht abenteuerlich. Ein kleiner Fehltritt mit anschließendem Ausrutscher
brachte mir einen handfesten blauen Fleck und Nicole einige Schürfwunden ein. Die Stufen sind nicht zu unterschätzen. Zurück am Strand gönnten wir uns daraufhin erst einmal ein kühles japanisches
Wassereis und einen Kaffee an den gut besuchten Strandbuden. Einige Gruppenmitglieder sprangen ins Meer um sich nach der heissen Wanderung abzukühlen. Zu erwähnen ist weiterhin, dass die Insel in
diesem Jahr wieder ein Ausstellungsort der Setouchi Art Triennale war, die wir allerdings nicht besucht haben.
Am frühen Nachmittag nahmen die meisten Gruppenmitglieder die Fähre zurück nachTakamatsu, denn am Abend fand der große Umzug im Rahmen des Festivals auf der Hauptstraße zum Stadtpark statt.
Bereits am Nachmittag erfolgten in der Einkauspassage einige sehr professionelle Darbietungen von verschiedenen japanischen Tanzgruppen, die uns sehr begeisterten. Ein Samurai-Tanz mit Schwertern
war dabei. Pünktlich zum Beginn des Umzuges schlugen wir wieder an der Hauptstrasse zum Stadtpark auf. Hier hatten sich schon diverse Tänzer aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen
aufgestellt und formiert: kleine Kinder, Schulkinder, Nachbarschaften, Firmen, Altersheime und Behinderteneinrichtungen - alle waren dabei und wurden integriert. Eine bunte Vielfalt zog an uns
vorbei und tanzte einen fest einstudieren Tanz mit kleinen Variationen zur immer gleichen Musik. Eine weibliche Lautsprecherstimme regulierte Abfolge und Tempo. Nach 1 bis 2 Stunden war der Umzug
vorbei und wir gingen zurück zum Hotel und beschlossen den Abend wiederum mit einem kühlen Bier in der lustigen Runde der Gruppe. Wieder ging ein Tag mit vielen neuen Erlebnissen zuende.
Anne
Tag 16:
Fr 15.08.
Kobe
Tag 17:
Sa 16.08.Samstag, 16. August 2025
An unserem zweiten Tag in Kobe geht es am Morgen eine Station mit der U-Bahn zur Ropeway-Station. Die Seilbahn bringt uns hinauf zum Nunobiki Kräutergarten - eine ausgedehnte Anlage auf dem Berg Rokko über Kobe. Schon in der Seilbahn hatten wir einen tollen Blick über die Stadt und die angrenzende Landschaft.
Der Weg durch den Kräutergarten schlängelt sich den Berg herunter durch viele verschiedene Abschnitte: gefüllt mit Gemüsepflanzen, medizinischen Kräutern und natürlich auch vielen bunten Blumen. Im Kräutermuseum kann man viel riechen und auf den Terrassen des Cafés lässt sich bei einem süßem Snack der Blick auf das Meer und die Stadt Kobe genießen. Neben uns sind auch viele Käfer, Bienen und Schmetterlinge im Garten unterwegs und freuen sich über die bunte Vielfalt.
Nachdem wir das Ende des Kräutergartens erreicht hatten ging es zu Fuß zurück in die Stadt. Auf mal mehr, mal weniger abenteuerlichen Wegen geht es vorbei an einem Stausee, Brücken und Wasserfällen. Alles Teil des Fuji-Trainingscamps ;-)
Nach kurzer Erfrischung im Hotel geht es mit frischer Energie in die Sannomiya Shopping Street. Überdacht, mehrstöckig und klimatisiert - ein Traum.
Am Abend haben Brigitte und ich uns vorgenommen noch das weltbekannte Kobe Beef zu probieren. Unweit vom Hotel fand sich ein kleiner Laden in dem wir dem Koch dabei zuschauen konnten wie er auf einer heißen Platte das Fleisch zubereitet. Dazu gab es dann ein Fläschchen Sake - natürlich den, den uns die Chefin des Ladens empfohlen hat ;-)
Michelle
Tag 19:
Mo 18.08.
Fujinomiya
Heute, gegen Ende unserer an Höhepunkten bereits reichen Japan-Reise, wagen wir uns an ihren geographischen Höhepunkt: Fujisan, einer der ikonischsten Berge der Welt, UNESCO-Weltkulturerbe,
heiliger und höchster Berg Japans, in der Welt ein Symbol für Japan und in Japan ein Sinnbild für Heimat, in unzähligen Bildern, Gedichten und Geschichten verewigt. Wir freuen uns sehr, seine
Bekanntschaft zu machen.
Während der grössere Teil der Reisegruppe sich entschieden hat, den Fujisan von unten zu bestaunen (der Berggipfel 🗻hat sich für kurze Momente gezeigt), das Fuji-Museum zu besichtigen und die lokalen Geschäfte in
Fujinomiya zu durchstöbern (sehr empfehlenswert: der kleine Keramikladen in der Nähe des Hotels), stellten sich sechs übermütige Teilnehmer dem ambitionierten Vorhaben einer
Fujisan-Besteigung.
Um mehr Zeit für die Besteigung des Fujisans zu haben und den allenfalls überfüllten Bus zu vermeiden, wurde uns von den Koyamas eine Taxifahrt spendiert (Danke schön! 😊). Um 05.30 Uhr fuhren wir somit zu sechst in zwei Taxis vom Hotel los und kamen nach einer Stunde
kurviger Fahrt, zuerst durch die Stadt und später durch Waldgebiete, zur 5. Station des Fujinomiya-Trails. Wir wurden von einem Empfangskomitee von sechs freundlichen Kontrolleuren, die in und um
ein Container-Häuschen positioniert waren, begrüsst. 👮♂️ Die Überprüfung des von uns vorgängig online via App gelösten Climbing Permits ging schnell und
unkompliziert von statten. Anschliessend erhielten wir von einem der Kontrolleure noch eine kurze Instruktion (glücklicherweise in Englisch): die Wetteraussichten seien gut, es würde
wahrscheinlich keinen Regen geben. Wir sollen auf Anzeichen der Höhenkrankheit achten und die Wege nicht verlassen, damit wir nicht verloren gehen. Besonders besorgt und fürsorglich hat der
Kontrolleur die kleine, zarte Sophia betrachtet: Kinder wären anfälliger für die Höhenkrankheit, sie solle doch bitte genügend Wasser trinken, immer kleine Schlucke, aber regelmässig.
Voller Tatendrang machten wir um 06.45 Uhr die ersten Schritte auf dem Trail und legten nach zwei Minuten, bei einem Toilettenhäuschen, einen ersten Zwischenhalt ein. Bitte an die nächsten
Koyama-Reisenden: werft doch bitte die (freiwilligen) 200 Yen, für die Unterstützung der Toiletten am Fujiyama, in die Geldbox (anders als Brigitte, die die Geldbox nicht gefunden und dafür als
Souvenir zwei Laufmeter des interessant bedruckten Toilettenpapiers mitgenommen hat 🧻 )
Zu Beginn noch vorbei an niedriggewachsenen Bäumchen verliessen wir bald die Waldgrenze. Sophia hat aufgeregt zwei, drei Rehe (Mutter und Kind) entdeckt, die hinter uns den Weg überquerten
🦌. Bald hat sich unser Sechser-Grüppchen in zwei Dreier-Gruppen aufgeteilt: die
etwas gemütlichere Gruppe mit der tapferen kleinen Sophia, der ebenso tapferen Saskia und dem unermüdlichen Christian (der bereits am Vortag mit der Gruppe C-2 den Fujisan bestiegen hat) und die
etwas ungeduldigere Gruppe mit Michelle, Sven und Brigitte.
Als kurzer Exkurs die Etappen („Stationen“), die uns in der Folge erwarten würden, mit den Höhenangaben m.ü.M. Auf jeder Station hat es eine oder mehrere Hütten, bei denen man Essen und Trinken
und wenige Ausrüstungsgegenstände (z.B. Regenschutz, Handschuhe zum Schutz beim Abstützen auf den Felsen, u.ä.) nachkaufen kann.
2’380 Kontroll-Häuschen
2‘400 5. Station (Toilettenhäuschen)
2‘490 6. Station
2‘780 7. Station (die neue)
3‘010 7. Station
3‘250 8. Station
3‘400 9. Station
3‘717 10. Station (Torii, Tempel, Postamt)
3‘776 Gipfel (Wetterstation)
Zwischen der 7. und 8. Station wird es, bis zur 10. bzw. letzten Station, deutlich steiler und felsiger. Die 10. Station und der Gipfel mit der Wetterstation liegen beide auf dem
Kraterrand.
Auch die Dreiergruppe um Michelle, Sven und Brigitte hat sich irgendwann zerstreut. Jeder ist in seinem passenden Tempo gegangen und hat hier und dort Zeit liegengelassen: Michelle beim Sammeln
der Stempel für ihren Wanderstab, welche an den einzelnen Stationen für je 300 Yen eingebrannt wurden (ein sehr schönes Souvenir). Sven hat Bekanntschaft geschlossen mit einer gut gelaunten
japanischen Wandergruppe aus Hiroshima (inkl. Okonomiyaki-Koch mit
konditionellen Problemen) und hat mit ihr im Schlussanstieg ein Schnecken-Rennen 🐌 mit gegenseitigen Überhol-Manövern ausgetragen. Beim späteren Abstieg haben wir die
Hiroshima-Gruppe wieder abgetroffen - sie haben Sven ganz offensichtlich ins Herz geschlossen und ihn sehr freundlich gegrüsst. Was sicher auch daran lag, dass Sven ihnen gegenüber sowohl
Hiroshima als auch Okonomiyaki in den höchsten Tönen gelobt
hatte - eine positive Grundeinstellung wie bei Sven zahlt sich doch immer wieder aus, nicht zuletzt in Japan! Brigitte andrerseits hat sich plötzlich inmitten eines Pulks von einem Dutzend sehr
(!) langsam laufender Japaner wiedergefunden und das Angebot, vorbeigehen zu können, höflich abgelehnt (sie wollte die Japaner an derem heiligen Berg nicht brüskieren). Erst sehr viel später,
nach mehrmaligen kritischen Blicken des zuvorderst Laufenden, hat ihr gedämmert, dass sie sich wohl einer von einem Bergführer geleiteten Tour angeschlossen hatte. Da sie keine Teilnahmegebühr
gezahlt hatte, hat sie sich schnell bergaufwärts aus dem Staub gemacht.
Immer wieder kamen uns, einzeln und auch in Gruppen, Leute entgegen, wohl Wanderer, die am Vortag zu einer der Stationen / Hütten aufgestiegen waren, um frühmorgens von der Hütte aus oder am Gipfel den Sonnenaufgang zu erleben. Da der Fujinomiya-Trail, im Gegensatz zu den anderen drei offiziellen Trails, keine getrennten Wege für Aufstieg und Abstieg hat, mussten wir öfter mal ausweichen bzw., wenn der Weg zu schmal war, warten und die Leute passieren lassen. Niemand hat gedrängelt, sehr viele waren freundlich, einige auch mit grimmigem Gesuchtsausdruck, was aber wohl ihrer Konzentration auf den schwierigen Abstieg zuzuschreiben war. Wir haben bei den schwierigeren Passagen alle möglichen Abstiegs-Techniken gesehen, an den Sicherheitsseilen hängend rückwärts laufend, auf dem Hosenboden abrutschend, u.a. Wi haben Kinder angetroffen (allerdings eher selten), jugendliche Heisssporne, immer wieder ältere und sogar sehr betagte Herren (bewundernswert), auch offensichtlich komplett unsportliche Personen. Viele der Wanderer waren Japaner (natürlich), daneben haben wir chinesisch gehört, seltener koreanisch; viele schienen aus Südostasien zu kommen und ein paar auch aus dem Westen. Von denen, die dazu konditionell in der Lage waren, wurden wir Aufsteigenden mit allen erdenklichen Formen an japanischen Gruss- und Durchhalteparolen bedacht: Konnichwa, ganbatte, ki o tsukete, atsui, ne? … den Rest haben wir nicht verstanden. Ein Rat von uns an die uns Nachfolgenden: seid heiter, lächelt, sucht oder erwidert Blickkontakt, leichtes Kopfnicken - dann kommt oft ein „Konnichiwa“ zurück, eventuell entwickelt sich sogar ein kurzes Gespräch (small talk zwar nur, aber trotzdem nett).
Zwischen 10.00 und 10.20 Uhr sind Michelle und Brigitte auf der 10. Station, mit dem Torii, dem Tempel, Postamt und Souvenir-/Imbiss-Shop, angekommen. Der Tempel ist übrigens eine Aussenstation des Tempels in Fujinomiya (Fujisan Hongū Sengen Taisha), bei dem wir am Vortag für eine gute Fujusan-Besteigung gebeten haben; das gesamte Gebiet ab der 8. Station gehört zu diesem Tempel. Offenbar scheint der Tempel auf dem Fujisan auch für familiäre Zeremonien beliebt zu sein - jedenfalls haben Michelle und Sven dort ein Hochzeitspaar, sie in weissem Hochzeitskleid, er in Uniform, gesehen.
Michelle ist nach einem Selfie mit Torii und nach dem Tempelbesuch gleich weiter Richtung höchstem Punkt weitergezogen (Wetterstation, 3‘776 m.ü.M., somit 60 zusätzliche Höhenmeter, Schlussanstieg etwas schwierig zu gehen, da steil und sandig), Brigitte hat Postkarten vom höchstgelegenen Postamt Japans verschicken lassen (1’000 Yen für 3 Postkarten inkl. Ausland-Briefmarken); die zwei des Englischen mächtigen Postbeamten waren sehr hilfsbereit; trotzdem hat es gedauert, bis klar war, wo man eigenhändig den Fujisan-Stempel anbringen kann, wo und in welcher Schreibrichtung Grusstext und Adresse anzuordnen sind und wo der offizielle Poststempel hingehört. Der Souvenirladen ist übrigens recht gut ausgerüstet, inkl. mehrerer der hochbegehrten Handtücher mit Fujisan-Motiv.
Michelle hat derweil auf dem höchsten Punkt bei der Wetterstation eine wohlverdiente Essenspause eingelegt. Die dabei auf den Boden gefallenen Reiskörner hat sie Japan-konform wieder eingesammelt, was eine französische Gruppe mit grossem Erstaunen zur Aussage „Mais le riz, c’est donc bio- degradable!“ veranlasst hat. Man sieht, nach knapp drei Wochen Japan haben wir doch einiges an japanischer Alltagskultur übernommen - Bravo, Michelle 👏🏻
Nach dem Gipfel-Selfie von Michelle gab’s, nachdem auch noch Brigitte aufgetaucht ist, zusätzlich ein Zweierphoto. Als die zwei gerade den Gipfel wieder verlassen wollten, kam ihnen Sven entgegen - erneut zum Gipfel für ein Dreier-Photo!
Wie wir unterwegs via Gruppen-Chat erfahren haben, hat sich das andere Dreier-Grüppchen, Saskia, Sophia und Christian, entschlossen, auf der 8. Station, auf 3‘250 m.ü.M., umzukehren, da sich bei Sophia Anzeichen der Höhenkrankheit (Kopfweh) bemerkbar machten. Seid nicht traurig, sondern stolz auf Eure Leistung - Ihr seid so weit gekommen, so toll ! 👏🏻
Während Sven Mittagspause machte, umrundeten wir zu zweit, Michelle und Brigitte, den 200 Meter tiefen Krater. Der Kraterweg, in leichtem auf und ab, ist ungefähr 3 Kilometer lang und dauert etwa eine Stunde. Dabei sind wir auf den Yoshida-Trail gestossen, der von der Nordseite her kommend zum Kraterrand führt. Kleiner Exkurs: es gibt vier offizielle Wanderwege auf den Fujisan: drei von Süden/Osten von Shizuoka aus (darunter der von uns begangene Fujinomiya-Trail), einer von Norden her, der genannte Yoshida-Trail. Der Yoshida-Trail ist der meist-begangene und technisch einfachste: sehr breit und relativ flach ansteigend, wie wir selber vom Kraterrand aus erkennen konnten. Auch die Infrastruktur, z.B. beim Trail-Ende am Kraterrand, ist viel grösser und touristischer als bei den anderen drei Routen. Der Fujinomiya-Trail ist der kürzeste, da der Ausgangspunkt, die 5. Station, am höchsten liegt, aber auch der steilste und vermutlich technisch anspruchsvollste.
Nachdem wir zwei nach der Kraterumrundung gegen 12.00 Uhr wieder beim Torii und Tempel angekommen sind, genehmigten wir uns das teuerste Bier und Kaffee unserer Japan-Reise (der bessere, maschinengebrühte Kaffee war 1‘000 Yen). Vom jungen Verkäufer, sehr aufgestellt, offen, welt- und einigermassen sprachkundig, waren wir beide sehr angetan. Nach der Trinkpause gingen wir den langen Abstieg an.
Als Info an die uns Nachfolgenden: Beim Aufstieg ist vor allem Kondition und etwas Kraft in den Beinen gefragt, da insbesondere ab der 7./8. Station die zu erklimmenden Steine und Stufen zunehmend höher und anstrengender werden. Beim Abstieg ist Trittsicherheit von Vorteil: feines Geröll lässt einen sehr schnell rutschen; und bei den Felsbrocken und Stufen sollte man sich schon konzentrieren. Zur Unterstützung angebrachte Seile entschärfen die schwierigeren Passagen; trotzdem ist der Abstieg im oberen Wegdrittel anspruchsvoll, sogar bei guten, trockenen Verhältnissen, wie wir sie hatten.
Zu diesem Zeitpunkt ist uns Sven in den Sinn gekommen, der zeitlich vor uns, einsam und unbegleitet, den Abstieg begonnen haben musste. Wir hatten es auf dem Gipfel versäumt, einen Treffpunkt zu vereinbaren - zudem war Sven ohne Internet-Zugang unterwegs, sodass wir ihn nicht kontaktieren konnten. Wir malten uns die fürchterlichsten Szenarien aus: Sven mit verstauchtem oder gar gebrochenem Fuss, hilflos auf dem Boden liegend, umringt von hilfsbereiten Japanern. Uns fiel ein kleiner Stein vom Herzen, als wir um halb zwei Uhr zwischen der 9. und 8. Station Sven, unversehrt und frohen Mutes, erblickt haben. Für den Rest des Abstiegs haben wir uns, über Gott und die Welt und insbesondere Japan plaudernd, nicht mehr getrennt. Da wir absehen konnten, dass wir den Bus um 15.00 Uhr knapp verpassen würden und jenen um 17.30 abwarten müssen, nahmen wir es ab jetzt recht gemütlich.
Auch beim Abstieg sind uns wieder interessante Persönlichkeiten begegnet: ein fitter 82-jähriger Japaner in Tabi-Schuhen, mit dem wir ein paar Worte gewechselt haben; ein Mönch in prächtiger Aufmachung, in gelb-schwarzem Gewand und Pluderhosen, weissen Handschuhen und Tabi-Socken, grünen Bommeln und roten Kordeln, den Pilgerstab in der Hand und den japanischem Bambus-Kegelhut auf dem Rücken (und am Rucksack befestigt ein weisser Konbini-Plastiksack). Gegen Ende des Abstiegs kamen uns immer mehr grosse Gruppen entgegen, die offenbar auf einer der Stationen / Hütten zu übernachten beabsichtigten.
Bei einer Trinkpause auf dem Bänklein vor der Hütte auf der 6. Station hat uns die Hüttenwartin, nachdem wir sie einladend angelächelt hatten, in ein längeres Gespräch verwickelt (sie konnte recht gut englisch): woher wir denn kämen und gingen, was wir in Japan machten u. dgl. Sie hat uns bestätigt, dass wir an diesem Tag mit dem Wetter sehr Glück hätten; in den vorhergehenden Tagen und Wochen hätten am Fujisan sehr oft schlechte Wetterbedingungen, mit Regen und Wind, geherrscht. Auch seien diese Saison weniger Leute am Berg, da man mit dem strikteren Anmeldeprozess und Zugangs-Regime das frühere wilde Campieren über Nacht (vor allem von Ausländern praktiziert) unterbunden habe. Sie selber sei schon weit über 200 Mal auf dem Fujisan gewesen, ausserhalb der Saison, auch im Winter mit Steigeisen und Pickel. Sie hat uns Photographien mit zauberhaften Winterlandschaften und vereistem Torii gezeigt … im Sommer mag der Fujisam ein etwas unansehlicher Geröll-Kegel sein, aber im Winter ist er tatsächlich wunderschön. Auch sei die Hüttenwartin vor zwei Jahren in Deutschland und der Schweiz gewesen. Frankfurt, Grindelwald, Zermatt usw. hat sie speziell erwähnt.
Irgendwann mussten wir uns dann doch vom bequemen Bänklein und der interessanten Hüttenwartin verabschieden. Um 16.30 Uhr sind wir an der Bushaltestelle auf der 5. Station angekommen, haben die Fahrkarten nach Fujinomiya gekauft und die Container mit dem Warteraum (etwas kahl und warm) und dem Souvenirshop (interessant) besichtigt. Rechtzeitig vor der geplanten Abfahrtszeit haben wir uns in die Warteschlange gestellt und gemäss Michelles Vorbild Stretching-Übungen gemacht 🙆♂️. Wohl deswegen hatte keiner von uns am Folgetag Muskelkater. Das Erbitten einer glücklichen Fujisan-Besteigung am Vortag beim Tempel hat gewiss auch nicht geschadet - alles ist gutgegangen, es gab keine Havarien, nur ein paar Beinahe-Stürze, Michelle mit der Hand abgefangen, Brigitte mit dem Hosenboden abgefedert, Sven mehrmals mit aufsehenerregenden Kapriolen, aber sich glücklicherweise in extremis rettend.
Auch die einstündige Busfahrt verlief ohne spezielle Vorkommnisse - vielleicht mit Ausnahme des neben Brigitte sitzenden jungendlichen Japaners, der während der kurvenreichen Busfahrt, tiefschlafend, bei jeder Linkskurve den Kopf sanft auf Brigittes Schulter gelegt hat.
Um 18.30 Uhr sind wir wohlbehalten beim Hotel angekommen, womit ein weiterer denkwürdiger Tag unserer Japan-Reise einen glücklichen Abschluss gefunden hat. Fujisan, leb wohl, Danke für alles!
Michelle, Sven und Brigitte
Tag 21:
Mi 20.08.
Tokio
Tag 22:
Do 21.08.
Tokio
Nicht zu fassen, 3 Wochen Japan sind so gut wie vorbei. Genau genommen sind wir jetzt 22 Tage unterwegs und unser letzter Reisetag hat begonnen. Es ist ein Tag in Tokio, den wir selbst gestalten können. Mit gemischten Gefühlen wache ich morgens auf, einerseits schon ein bisschen reisemüde und gesättigt von den vielen Eindrücken der letzten Tage, andererseits wissend vieles noch nicht gesehen zu haben und letzte Mitbringsel besorgen zu wollen. Mit der alle umtreibenden Frage, „Reicht die Koffergröße aus? Wird das Handgepäck auch nicht zu schwer?“ im Kopf, starte auch ich in den Tag, der strahlenden Sonnenschein und Temperaturen von 38 Grad Celsius verspricht.
In einer kleinen Gruppe treffen wir uns um 9.00 Uhr in der Lobby des Hotels. Mit den Verkehrsmitteln mittlerweile recht vertraut, beginnen wir unseren Ausflug nach Odaiba mit der Metro, um ab Shinbashi mit der führerlosen Bahnlinie Yurikamome die berühmte Rainbowbridge zu überqueren, die Kopie der Freiheitsstatue zu bewundern und über die künstliche Insel zu schlendern. Und wieder erwarten uns riesige Einkaufscenter, mit spannenden Geschäften, modernste Architektur (futuristische Gebäude des Senders Fuji-TV) und der riesige Transformer Roboter, der haushoch ist. Superschnell vergeht der Vormittag und schon ist es Zeit auf das Wassertaxi zu steigen.
Eine wundervolle Fahrt von Odaiba nach Asakusa auf dem Fluss beginnt. Die Stunde vergeht wie im Flug- herrliche Ausblicke im gut klimatisierten Boot führen dazu, dass wir uns wünschen, dass die Fahrt nicht so schnell zu Ende geht. In Asakusa angekommen habe ich riesigen Hunger und kehre in ein Sushirestaurant ein, wo die Teller auf dem Band laufen und man sich das Gewünschte nimmt. Da kaum andere Gäste da sind, werde ich ausgiebig beobachtet. Zu allem Überfluss rutscht mir der glibschige Fisch ständig von den Stäbchen. Da helfen auch 3 Wochen Übung nicht. Peinlicherweise bekomme ich eine Plastikgabel gereicht, die wohl für solche Fälle wie mich, vorrätig sind.
Dann geht es los zum nächsten Abenteuer. Ich habe mir vorgenommen, mit dem Bus nach Nippori zu fahren, um im dortigen Stoffviertel zu stöbern. Nun erstmal die Bushaltestelle finden und den richtigen Bus erwischen. Nach ein bisschen Gesuche klappt auch das. 20 Minuten Busfahrt durch unbekannte Gefilde -dann endlich da. Ein Stoffladen am anderen und die Preise sind supergünstig und die Stoffe wunderschön. In Gedanken an die Koffergröße kann ich mich zügeln und kaufe einige wenige, aber sehr schöne Stücke. Am bemerkenswertesten fand ich aber zu beobachten, wie die Busfahrer an der Endhaltestelle bei 38 Grad Hitze in der Fahrpause die Räder vom Bus wienern. Ich glaube, das gibt es nur in Japan. Ich bin schwer beeindruckt!
Zurück in Asakusa nochmal mit dem Fahrstuhl in die Touristen Information im 8. Stock und einen Abschiedsblick auf den Senso-ji und ein Abschiedsgetränk ( Matcha-Latte) genießen.
Nun wieder hungrig mache ich mich auf den Rückweg ins Hotel und kehre im mittlerweile vertrauten Automatenrestaurant in der Nähe unseres Hotels ein. Schon habe ich wieder Gesellschaft, da ich nicht als Einzige die Idee hatte. Gemeinsam genießen wir die letzte schmackhafte Abendmahlzeit in Tokio.
Unser Abschiedstreffen bei Dosenbier in der Hotellobby ist ausgelassen und fröhlich. Wir waren schon eine tolle Truppe, die zusammengewachsen ist.
Noch schnell die wieder viel zu spät geschriebenen Postkarten zum Briefkasten gebracht. Auf dem Rückweg in der Bierbar dann doch noch Mitreisende entdeckt und zu einem letzten Absacker dazu gesellt, um das letzte japanische Bierchen zu schlürfen.
Schade, dass es morgen nach Hause geht. Es waren wunderbare und interessante Tage in diesem besonderen Land. Vieles werde ich vermissen ( vor allem die vielen sauberen Toiletten, die freundlichen zurückhaltenden Menschen und das leckere Essen) !
Christine